Die antifaschistische Filmreihe von SBgR, VVN-Spandau-Regional und dem Kino im Kulturhaus Spandau wird mit dem Film: „Professor Mamlock“, 1961, sein diesjähriges Ende finden.

Wieso eigentlich wollen wir so einen alten Film zeigen? Der ist doch schon reichlich verstaubt und für „junge“ Augen gar nicht auszuhalten. So könnte man denken.

Ursula Burg (Mitte) und Wolfgang Heinz während der Aufführung von Professor Mamlock an den Berliner Kammerspielen 1959

Ursula Burg (Mitte) und Wolfgang Heinz während der Aufführung von Professor Mamlock an den Berliner Kammerspielen 1959

So scheinen auch etliche – nicht nur junge Menschen – zu denken. Aber, für uns ist es wichtig, auch mit einem Film, der äußerlich nicht taufrisch, innerlich aber so aktuell ist, wie man es sich fast nicht vorstellen kann, auf die Zusammenhänge zwischen damals und heute hinzuweisen. Auch damals begann es schleichend, dass durch schrittweise Gesetzesverschärfungen das Leben der jüdischen Bevölkerung beeinträchtigt, begrenzt, beschnitten, eingeschränkt, unmöglich gemacht wurde. Die Nachbarn, heute wie damals, sie „haben es gar nicht mitbekommen“, sie waren doch selbst Opfer, jaja.

Ach was, Menschen wurden abgeholt? Weggucken. Menschen werden auf der Straße gedemütigt? Es passiert ja nicht mir, was kann ich dafür, weggucken. Wohnungen wurden verlassen, da blieb das eine oder andere doch noch stehen – mitnehmen, ansonsten weggucken. Die Besitzer können es ja doch nicht mehr gebrauchen. Heute indes, egal welcher Herkunft ein Flüchtling sein mag – was, denen soll es schlecht gehen, die bekommen doch alles. Wer gibt mir denn etwas? Sie sollen gefälligst dahin gehen, wo sie herkommen.

siehe hier: antijuedische-gesetze-und-verordnungen-ab-januar-1933-nach-joseph-walk-hrsg-1981

Heute scheint es einfacher, sich nicht identifizieren zu müssen. Zu fremd sind diese unbekannten (Flüchtlings-)gesichter. Die medien- und parteiengestützte Hetze trägt Früchte: Der Deutsche hat Angst vor Krankheiten, vor dem Einbruch des Arbeits- und Sozialmarktes, davor, dass er permanent bestohlen und beraubt oder zum Konsum von Drogen gezwungen wird. Er lässt sich im Ernst Angst einreden vor der Zwangsislamisierung, soll er denn wirklich Allah statt des schnöden Mammon anbeten??? Der Mensch ist und bleibt manipulierbar, wenn ihm jemand vorgaukelt, dass der ANDERE Schuld sei. Und wieder beginnt die Bevölkerung, NICHTS ZU WISSEN. Nicht die Not in den Flüchtlingsheimen zu sehen, nicht die Not in den Heimatländern, nicht die Verursacher für Kriege, Ausbeutung und Flucht. Die NPD bevorzugt wieder am 9. November wieder durch die Gegend – von der Polizei legitimiert. Der Rechtsruck wird als stabiles europäisches Merkmal manifestiert.

Wir denken jedenfalls, dass es sinnvoll ist, mit einem alten Film das Wissen für heute aufzufrischen. Das  kann nicht schaden und eine Diskussionsmöglichkeit gibt es auch wieder danach!

Im Kino sind 99 Sitzplätze – wer rechtzeitig da ist, kann noch den schönsten Platz finden!

Also, wir sehen uns:

Sonntag, 20. November 2016, 11 Uhr im Kino im Kulturhaus Spandau.

Danach steht uns der Historiker, Vorurteils- und Antisemitismusforscher Prof. Wolfgang Benz als Gesprächspartner zur Verfügung.

Refugees Welcome!