Erich Meier, geboren am 16. Dezember 1910, ermordet in der Nacht zum 11. März 1933

Einladung zum Gedenken – 11. März 2018, 14 Uhr, Friedhof in den Kisseln, Berlin-Spandau!

2018 ist es 85 Jahre her, dass der junge Erich Meier von Spandauer SA-Männern verhaftet, schwer misshandelt und in der Nacht zum 11. März 1933 auf den Rieselfeldern bei Seeburg mit mehreren Schüssen hingerichtet wurde.

Er hatte in seinem jungen Leben schon viel Aufmerksamkeit erregt, galt als unbeugsamer Kämpfer für Gerechtigkeit und Menschlichkeit. Er nutzte die unterschiedlichsten Gelegenheiten, um seine uneingeschränkte Hilfe und Unterstützung für Menschen in Not zu bieten und auch darauf hinzuweisen, dass ein menschliches Miteinander möglich und erstrebenswert sei! Um die Zeit der beginnenden Nazidiktatur besser verstehen zu können, auch die Entscheidungen und Entwicklungen von Menschen, lohnt ein Blick in die bisher einzige Erich-Meier-Broschüre „Erich Meier und seine Zeit“ von Willi Döbbelin. Hier lesen wir zum Beispiel:

Eines Tages, im Spätsommer 1930, wurden Erich Meier, Heinz Beerbaum und Kurt Wiegard Zeugen eines faschistischen Überfalls auf eine jüdische Jugendgruppe, die an einem Waldsee Rast gemacht hatte, um dort zu baden. Was war zu tun? Tatenlos zusehen kam nicht in Frage. Diese Blöße konnte und wollte man sich nicht geben. Also eingreifen, egal, was kommt. Und was kommen würde, war eigentlich klar. Die Hitlerleute waren nämlich in der Überzahl und „alles solche Packer“. Wie groß war daher das Erstaunen der Drei, als die gut gekleideten Juden sich als beherzte Jungen entpuppten, die es meisterhaft verstanden, sich ihrer Haut zu wehren. Das waren keine Muttersöhnchen, das waren durchtrainierte Sportler. In dem Augenblick, in dem die Nazis das erkannten, gaben sie auch schon Fersengeld. Lachend schüttelten die Sieger ihren verdutzten „Beschützern“ die Hände. „Da staunt ihr, was? Das hättet ihr wohl nicht gedacht? Trotzdem: schönen Dank.“ Allen war klar, die Geflüchteten würden wiederkommen, mit überlegenen Kräften, womöglich bewaffnet. Aber einen Denkzettel sollten sie doch noch bekommen. Also rein mit deren Rädern in den See und „nüscht wie weg“. Jede Gruppe übrigens in eine andere Richtung. Bürgerlicher Sportverein und SAJ in einem Topf? Das konnte keiner verlangen. So weit ging die Liebe nun auch wieder nicht.

Oder auch das:

Die militante Rechte, von Justiz und Polizei nur halbherzig dafür zur Rechenschaft gezogen, ging immer brutaler gegen die Linke vor. Der Faschismus eskalierte zur nationalen Gefahr Nr. 1. Die SPD erkannte nicht klar genug oder zu spät, dass mit Brüning eine autoritäre Rechtsentwicklung eingesetzt hatte, in deren weiterem Verlauf Reichstag und demokratischer Parlamentarismus immer mehr an Bedeutung verloren, und verfolgte weiter ihren Tolerierungskurs. Die KPD differenzierte auf Grund ihrer diffusen Faschismustheorie zu wenig oder gar nicht zwischen Brüning, Papen und Hitler sowie SPD, Zentrum und NSDAP und schränkte damit als immerhin drittstärkste Partei ihren Handlungsspielraum gefährlich ein.

Im Blick auf die heutige Zeit können wir nur empfehlen, Geschichte in Erinnerung zu rufen – nichts, von dem, was uns umgibt, ist wirklich neu, um so wichtiger ist es, dass wir nicht irgendwann sagen müssen, wir hätten es nicht gewusst…

Kommt alle, um jedem und jeder, die aktiv gegen Rassismus, Ausgrenzung, Krieg und Diskriminierung vorgehen, symbolisch an Erich Meiers Grab Lob und Achtung zu zollen!!!

Gerhard Niemczyk auf dem Friedhof in den Kisseln im März 2010

Danach finden wir wieder einen Raum zum gemütlichen Beisammensein im Klubhaus in der Westerwaldstraße. Dort ist im Moment die Ausstellung „L’Chaim – Auf das Leben“ zu bewundern (Ein Projekt der Kreuzberger Initiative gegen Antisemitismus e.V. – KIgA e.V.).

Wir werden auch die Gelegenheit wahr nehmen, an unseren alten Mitstreiter Gerhard Niemczyk, der letztes Jahr im 95. Lebensjahr verstorben ist, erinnern. Er war immer dabei, wenn es im März auf den Friedhof hinaus ging. Sein Wunsch, an den Rieselfelder bei Seeburg mit einem Feldstein an Erich Meier zu erinnern, ist noch nicht umgesetzt.

 

Hinweis: Auf Wunsch eines SPD-Verordneten existieren zwei Flyer für diese Veranstaltung.

Hier Nummer eins…Erich Meier 2018

und hier der wie erwünscht überarbeitete…EM2018