Auch in diesem Jahr wird es wieder eine Gedenk- und Antifa-Demo für Silvio Meier geben.
Am 21. November jährt sich der Mord an Silvio Meier zum 19. Mal.
1992
Silvio war bereits zu DDR-Zeiten in linken oppositionellen Gruppen organisiert und lebte in einem besetzten Haus in Friedrichshain. Im U-Bahnhof Samariterstraße stellten er und seine Freunde eine Gruppe 12 junger Neonazis zur Rede und nahmen ihnen einen Aufnäher ab.
Kurze Zeit später, beim Verlassen des Bahnhofes warteten diese jedoch bereits auf die Antifaschist_Innen. Bei der anschließenden Konfrontation rammte der Nazi Sandro S. dem 27 jährigen Silvio ein Messer ins Herz und verwundete ihn tödlich.
Der Mord geschah in einer Zeit, in der die Politik massiv gegen Migrant_innen und Asylsuchende hetzte, also in einem Klima, in dem sich Faschisten als „Vollstrecker des Volkswillens“ fühlen konnten. Was folgte waren regelrechte Jagden auf Menschen, die nicht in das beschränkte Weltbild passten. Es kam zu wöchentlichen Übergriffen sowie Brandanschlägen auf Wohnhäuser von Migrant_innen, wie in Rostock-Lichtenhagen, Hoyerswerda, Solingen und Mölln, die von hunderten Schaulustigen jubelnd begleitet wurden.
Der Staat…
…bewies, auf wessen Seite er stand. Noch im Krankenhaus wurden die Linken verhört und ihnen vorgeworfen, schuld am Tod ihres eigenen Freundes zu sein. Die Faschisten, zwischen 14 und 19 Jahre alt, hatten angegeben, mit Silvios eigenem Messer attackiert worden zu sein, obwohl die Linken unbewaffnet waren.
Konsequent leugnete die Polizei zudem, dass der Mord einen politischen Hintergrund hätte. Erst durch intensive Öffentlichkeitsarbeit, Demonstrationen und spektakuläre Aktionen (wie das Niederbrennen des Jugend-Clubs, in dem die Nazis verkehrten) wurde die Tat weiter untersucht und die rechte Gesinnung der Täter offensichtlich. Obwohl die Anschuldigungen gegen Silvios Freunde komplett zusammenfielen, hatte der Mord ein jähes gerichtliches Ende.
Von den zwölf Faschisten, die am Überfall beteiligt waren, wurde nur gegen fünf ein Prozess eröffnet. Die Anklage lautete »schwere Körperverletzung mit Todesfolge«, womit die Tötungsabsicht von Grund auf ausgeschlossen werden sollte. Silvio wurde mit mehreren Messerstichen in die Brust getötet. Was ist das, wenn keine Tötungsabsicht? Somit wurde der Mord auch als »normale« Schlägerei und nicht als politische Tat bestraft. Lediglich drei der fünf Täter wurden zu Haftstrafen verurteilt.
Doch auch heute…
…hat sich nichts grundlegend geändert. In Berlin versuchen Nazis immer wieder Fuß zu fassen, ob mit einem neuen Treffpunkt in der Lückstraße 58 in Lichtenberg, der Kneipe „Zum Henker“, dem Laden „Hexogen“ in Schöneweide oder ihren Aufmärschen.
Diese Orte dienen ihnen als Rückzugsgebiet, Schulungszentren und nach wie vor als Ausgangspunkte ihrer menschenverachtenden Angriffe.
Auch im Berlin von heute werden Menschen wegen ihres vermeintlich kulturellen und ethnischen Hintergrundes angegriffen, sowie linke Projekte angezündet.
Antifaschistischer Protest hingegen wird, wie in Dresden, kriminalisiert und mit Überwachung sowie Repression überzogen. Häuser werden geräumt und linke Freiräume immer weiter eingeschränkt. Der Staat hört massenweise Handys ab, lässt Wohnungen durchsuchen und zerrt Antifaschisten und Antifaschistinnen vor Gericht. Während vor einem neuen „Linksterrorismus“ gewarnt wird, werden rechte Übergriffe weiterhin oft nur als Taten unpolitischer Einzeltäter dargestellt und verharmlost.
Und letztendlich ist es auch heute die autoritäre, homophobe und rassistische politische „Mitte“, die ein Klima der Angst und des Neids schafft und so den Nährboden bereitet, auf dem Hass und Gewalt gedeihen.
Der gemeinsame Wunsch nach einer befreiten Gesellschaft, ohne Unterdrückung und Ausbeutung verbindet uns mit Silvio. Er ist einer von mehr als 140 Menschen, die seit der Wiedervereinigung von Faschisten ermordet wurden.
Im Gedenken an Silvio – Nazistrukturen bekämpfen!
Silvio-Meier-Demo
Samstag | 19. November | 15 Uhr | U-Bhf. Samariter Straße
Silvio-Meier Soliparty
Samstag | 19. November | 22 Uhr | K9, Kinzigstraße 9, U-Bhf. Samariter Straße
Silvio-Meier-Mahnwache
Sonntag | 21. November | 17 Uhr | U-Bhf. Samariter Straße
Liste der von Faschisten und Rassisten Ermordeten: klick