Spandau und Wladimir Gall – eine unrühmliche Geschichte?

Rotarmisten in Berlin April/Mai 1945

Seit Wochen bereiten Spandauer eine aktive VVN-Regionalgruppe vor – die ersten gemeinsamen Treffen mit Interessierten haben dazu geführt, dass unter anderem Wladimir Gall, der bis zu seinem Tod intensiven Kontakt zu Spandauer Initiativen und Einzelpersonen hielt, auch weiterhin geehrt werden soll. Wir erinnern: Wladimir Gall gehörte am 1. Mai 1945 zu den Parlamentären der Roten Armee, die mutig und unter großer Gefahr in den Verhandlungen mit in der Zitadelle befindlichen Nazi-Offizieren nicht nachließen, bis eine unblutige Befreiung erreicht wurde. Spandau – zu diesem Zeitpunkt schon seit Wochen schwer umkämpft – kann für diese Tat, mit der dem Bezirk weitere Verluste erspart blieben, nicht dankbar genug sein.

So ist inzwischen auch in der Bezirkspolitik der Gedanke an weitere Ehrungen (auf Initiative zweier linker Bezirksverordneter konnte sich Wladimir Gall 2005 bereits im noch CDU-dominierten Bezirksamt ins Goldene Buch Spandaus eintragen und eine Rede zu seinen Erlebnissen halten) unumstritten. Umstritten indes ist das WIE. Nach einem nachlässig formulierten Antrag von GAL und SPD im November letzten Jahres zur Anbringung einer Gedenktafel neben dem Tor zur Zitadelle, hängt nun – in weitläufiger Eigenregie des CDU-Stadtrates – eine Tafel im Durchgang zum Zitadellenhof, die in Beschaffenheit und Inhalt dem Anlass nicht gerecht wird. Ein Antrag zur Nachbesserung besteht, jedoch, geschehen ist seit Mai 2015, als eine feierliche Einweihung der Tafel geplant war aber nicht statt fand, nichts. Oder besser: doch!?

Am 4. Todestag Galls luden das Bezirksamt und die Heimatkundliche Vereinigung Spandau 1954 e.V. zur (im Vorfeld „heimlich“ als „Entzauberung W. Galls“ gehandelten) Veranstaltung „Spandau gedenkt des Kriegsendes von 1945“ ein. Präsentiert werden sollten „neueste“ Erkenntnisse zum Kriegsende, die bisher in Spandau kaum bekannt seien. Ein Prof. Dr. Helmut Engel, Landeskonservator von Berlin a.D. und ein noch unbekannter Jung-Historiker Markus Falk servierten mit Kartenwerk und etlichen Einlassungen zu den letzten Kriegstagen in Spandau im Grunde aber nichts Neues. Sollte der Hinweis darauf, dass W. Gall „nur“ die Rolle eines Übersetzers gehabt habe, die große Enthüllung beinhalten, so haben sie sich wohl verrechnet. Nichts weist darauf hin, dass sich irgend etwas anders abgespielt habe als bislang bereits bekannt.

So erwarten wir mit Spannung den weiteren Verlauf um die Gedenkplatte – wir werden auch die Leser auf dem Laufenden halten.

Veranstaltungshinweis:

Film-Matinee „Ich war Neunzehn“ von Konrad Wolf

am 11. Oktober 2015 um 10 Uhr im Kino im Kulturhaus Spandau

…hier